Die 1500 erbaute Zehntscheuer bildet, zusammen mit der spätgotischen Kirche, dem einstigen Schulhaus und dem Backhaus, den Ortskern von Derendingen.
Eine Gruppe aus drei Familien erwarb das Gebäude und ließ sich auf das Wagnis einer Baugemeinschaft in einem Kulturdenkmal ein.
Bei der Umnutzung war der überlieferte materielle und räumliche Bestand die Richtschnur.
In den Tennen befinden sich zwei Wohnhallen, die durch die verglasten Scheunentore belichtet werden. In den Dachräumen erkennt man, dank einer Aufsparrendämmung, den ehemaligen Lagerraum.
Das Sichtfachwerk bleibt durch eine angepasste Innendämmung im Ortsbild sichtbar. Neue Fassadenöffnungen sind zurückhaltend in rechteckige Gefache eingefügt. Die Sonderkonstruktion der Fenster liegt versteckt hinter dem Fachwerk.
Unter den gegebenen Randbedingungen wurde ein Effizienzhaus-Denkmal erreicht. Ökologisch vorteilhaft ist der Erhalt der grauen Energie und die vielfältige Verwendung von neuem Holz.
So schwierig es ist, eine einträchtige Baugemeinschaft zu bilden, so kompliziert klingt es, dafür auch noch ein über 500 Jahre altes Kulturdenkmal zu nutzen – hier die Zehntscheuer im Tübinger Stadtteil Derendingen. Sich ihrer anzunehmen, barg Risiken, was nur mit herausragender Kenntnis alter Bausubstanz, klug durchdachten räumlichen und konstruktiven Konzepten sowie kenntnisreicher Detaillierung gelingen kann. Die Scheune lässt außen deutlich erkennen, dass pragmatisch in die Substanz eingegriffen werden musste – etwa bei der Öffnung der Fassade für die Belichtung der Tennen. Innendämmung und neue Fenster in rechteckigen Gefachen bewahren den Charakter des Gebäudes. Dass es aber deutlich verändert werden muss, um bewohnbar und ein Effizienzhaus weit über Normen zu werden, wird nicht verhehlt. Der Architekt wohnt mit Familie in einem Teil der Scheune – und wie hier die Wohnansprüche der Substanz angepasst wurden, zeigt eine architektonische Klasse, die zeitgenössisches Wohnen abseits aller Moden überraschend und beneidenswert interpretiert.